Lieber Dr. Ackermann,
leider mal wieder den Finger im falschen Loch.
Missbrauchsaktivisten, also die, die immer im im Gegenüber zur Kirche sind? Also deiner Kirche, die bis heute Täter schützt. Auch dich musste man quasi im Frühjahr 2021 noch zwingen, auf Hinweise zu reagieren. Und das findest du komisch oder unangemessen?
Zur Klarstellung: Zum ersten sind diese Menschen Betroffene und keine Aktivisten.
Und es braucht derzeit ein klares Gegnüber zur machtmissbrauchenden Kirche, damit ihr und speziell auch du mal merkst, dass etwas falsch läuft bei dir und bei euch insgesamt.
Und du? Bist du dann der Missbrauchsaktivist, der sich schützend vor Missbrauchstäter wirft und bis ins Jahr 2021 rumlaviert wie ein überforderter Sales Manager?
Sätze von dir wie: "Nulltoleranz gegenüber der Tat" reihen sich nahtlos ein in dieses diffusse Gewäsch von "die Betroffenbeiräte sollen beraten" usw.
Die sollen gar nix, schon gar nicht nach deiner Pfeife tanzen!
Die Betroffenenbeiräte arbeiten noch nicht mal richtig, wenn sie denn überhaupt schon eingerichtet sind, und du haust schon die erste Kritik raus. Geht´s noch?
Das ist respektlos und es zeugt von Angst. Angst vor weiteren Enthüllungen, vor weiteren Missbrauchsgeschichten, begangen durch Sexualstraftäter im Priestergewand in deinem Bistum, aus deinem Jahrgang, aus deinem Priesterseminar, in deiner Verantwortung. Aber die Enthüllungen werden leider kommen. Defintiv.
Betroffenenbeteiligung? Ja, wenn es sein muss, aber bitte so, wie ich es will, und bitte keine Aktivisten. Du bist richtig putzig, wenn du Interviews zum Thema Missbrauch gibst.
Manchmal habe ich den Eindruck, dass es in Ordnung ist, wenn du ein Evangelium vorliest, äh, vorlesen lässt. Predigen? Schon schwierig. Aber Äußerungen als Missbrauchsbeauftragter der Deutschen Bischofskonferenz? Unterste Schublade mittlerweile. Nicht akzeptabel und bisweilen dummdreist.
Aber jetzt kleben wir dir eben am Arsch, so wie deine Jungs uns früher und damit wirst du leben müssen. Und eins kann ich dir versprechen: Du weißt noch gar nicht, was auf dich zukommt.
Es sei denn, du legst mal alle Karten auf den Tisch. Nein, kein Strip-Poker, einfach nur Karten spielen.
Und wir entscheiden, wann die letzte Karte gespielt ist. Wir ganz alleine. Denn eins funktioniert nicht mehr. Missbrauchen, verheimlichen, ohne dass es jemand merkt.
Und noch eins: Lieber Aufklärungsakitvist als Aufklärungsverhinderer.
Sieh es doch einfach mal positiv. Wir führen dich und deine Mannen an den Rand des Abgrundes, damit ihr einmal über die Kante schauen könnt, um zu erkennen, was überhaupt passiert ist.
Also, sei dankbar für die Aktivisten und hör auf zu jammern.
Gruß
Hermann Schell
für MissBiT e.V.